Kinder

Dienstag, 1. Mai 2007

...

Drei sehr gute Beiträge zum Thema Kinderkrippen fand ich in Leserbriefen der ZEIT. Erstens: Die Öffnungszeiten der Krippen gehen derzeit an der beruflichen Wirklichkeit vorbei. (Allein neue Krippen zu eröffnen ist also zu kurz geschossen.) Zweitens: Es wird in der Diskussion zu wenig zwischen den Maßnahmen gegen eine aktuelle Notlage und einem befriedigenden gesellschaftlichen Zustand unterschieden. Drittens, und dies als wörtliches Zitat einer 85-Jährigen: „Nur Mutter sein ist ein brüchiges Glück.“

Montag, 30. April 2007

Zeitläufte

Gestern, am Sonntag, beim Blogsurfen bei hotelmama gefunden:

Catweazle hält eine der in den siebzigern noch weit verbreiteten schwarzen Scheiben hoch und sagt: "Oh! Schwarze Scheiben." Kind lacht und sagt: "Haa! Das sind doch ... sind äh ... na das sind ... wie heißen die noch?"

Wahnsinn! Unsereiner hat in den Siebzigern die Sachen von Oma bestaunt, die vom Anfang des (letzten) Jahrhunderts stammten.

In bloß zehn Jahren werden Kinder wahrscheinlich nichts mehr mit dem Wort "CD" (Wort? Haha!) anfangen können und fragen: Was ist das?

Wer hat mir vor ein paar Tagen noch gesagt (und ich habe zugestimmt), eine Woche vergehe wie im Flug? Was heißt hier eine Woche? Bereits ein Jahr ist hastunichtgesehen vorbei, was ist heutzutage ein Jahr!

Samstag, 21. April 2007

Wahlfreiheit

Kirche, Küche, Kinder: Da hat jener Mann der Kirche mit dem Namen einer Küchenmaschine sich erneut zur Frage der Kinderkrippen zu Wort gemeldet. Es heißt, er betone jetzt das Wort Wahlfreiheit; die Frauen sollten Wahlfreiheit haben. Also: Frauen mit einem kleinen Kind und der Möglichkeit, wieder in den Beruf einzusteigen, sollen, so der Mann, die Wahl haben. Er scheint damit nahe bei den Ansichten der Bundesfamilienministerin zu liegen, die aus diesem Grunde ja neue Kinderkrippen bauen will. Die Ministerin habe ich allerdings so begriffen, dass Frauen das Entweder-oder möglichst erspart bleiben soll; wenn ein Kind bereits da ist, gibt es sonst kein Oder, das Entweder ist ja schon entschieden. Jener Mann aber findet nach wie vor, dass weitere Kindertagesstätten, die Kleinkinder betreuen, die Frauen diskriminieren; die bestehenden sollten ihnen immerhin Wahlfreiheit geben. Oder habe ich ihn missverstanden?

Als gewichtige Begründung für des Mannes Meinung soll ein Kindheitserlebnis gelten. Als er noch ein Bub war, habe der Vater die Mutter (die hatte, so heißt es, ein Stellenangebot und stand somit vor der Frage, ob sie wieder arbeiten solle) gefragt, was denn dann aus dem Jungen werde. Vermutlich ist das die Wahlfreiheit, die der heute erwachsene Mann meint: Der Mann fragt die Frau im ernsten Ton: „Aber was wird dann aus dem Kind, wenn du arbeiten gehst?“ Um den Frauen diese diskriminierende Wahl zu ersparen, also keine weiteren Kinderkrippen, bitte.

Irgend etwas ist da durcheinandergemixt. Wo, verflixt, liegt nur der Denkfehler?

Samstag, 24. Februar 2007

Glashaus

Da hat mal wieder so ein „Familienexperte“, selber unverheiratet und in seinem gut bezahlten Job mit garantiert lebenslanger Anstellung in so etwas wie Frauenkleidern herumlaufend, gemeint, er müsse was Gescheites zur Familienpolitik sagen. Herausgekommen ist dabei eine schäbige Augsburger Kirchenkiste mit viel zerbrochenem Glas und ein bunter Mix a n Antworten aus vielen Bereichen des öffentlichen Lebens – zumeist empört, und das zu recht.

Es gibt genügend Familien, die in der Frage, ob nach der Geburt eines Kindes bald wieder beide Eltern arbeiten, gar keine Wahl haben: Um finanziell durchzukommen, MÜSSEN beide Eltern Geld verdienen. Diese Tendenz wird eher zu- als abnehmen; die Entwicklung geht gesamtgesellschaftlich sogar für den einzelnen Beschäftigten zum Mehrfachjob, für Paare und Familien erst recht.

Ich bin kein Fan von Ursula von der Leyen. Aber ausgerechnet ein Vertreter der katholischen Kirche befürchtet, dass die Politik die Frauen zu Gebärmaschinen degradiert? Das ist für sich genommen schon ein Lachblatt. Aber argumentativ gedacht: Was spricht denn ernsthaft dagegen, dass beide Eltern arbeiten und das Kind selbstverständlich tagsüber pädagogischen Fachleuten anvertraut wird? Meiner Ansicht nach sollte es das Übliche sein! Siehe mein gestriger Beitrag: Selbst Kindern aus gut behütetem Hause tut es gut, wenn sie Alternativen zu ihrem guten Leben kennenlernen, weil in ihrem Kinderhaus Kinder jeder gesellschaftlicher Herkunft betreut werden. Das erhöht auch ihre Chance an Selbstbestimmung; soziale Kompetenz kann nur da entstehen, wo man Gelegenheit zu sozialem Empfinden, Denken und Handeln bekommt. Grundsätzlich ist das also nicht nur eine Frage der Gleichberechtigung von Mann und Frau, sondern auch eine der Gleichberechtigung des Kindes.

Um den letzten Gedanken nur kurz fortzusetzen: Von der Normalität, dass jedes Kind von klein an eine Tagesstätte besucht, könnte es natürlich viele familienindividuelle Variationen geben. Dies schließt, um es bloß anzudeuten, die ganze Palette familiärer Pflichten ein: Vom Windelwechseln über das Bringen zur und Abholen von der Kindertagesstätte bis zu notwendigen Entwicklungsgesprächen in Schule und Kinderhaus, von der Wohnungsreinigung über die Zubereitung von Speisen bis zu Kleinreparaturen usw. usf. Manche Familien könnten ganz gerecht bei allem halbe-halbe machen, andere wären sich einig in der Aufgabenteilung, etwa dass die Frau die Küche bedient und der Mann die regelmäßigen Großeinkäufe erledigt und die dabei unvermeidlichen schweren Sachen schleppt usw. usf. –

Nochmal zurück zur Pädagogik: Der Wert von Kinderhäusern und das Engagement der Erzieherinnen und Erzieher dort (siehe Beitrag gestern) täuschen nicht über die Situation hinweg, in der wiederum diese sich befinden. Wenn schon Kritik zu üben ist, müsste sie eigentlich in eine andere Richtung weisen: Nicht jeder Träger eines Kinderhauses erweist sich als kompetent. Die Arbeitsbedingungen sind oft genug schlecht bis katastrophal. Emden ist anscheinend ein herausragendes Beispiel, wie man mit Kreativität trotzdem was draus machen kann. Träger von Kinderhäusern sind wiederum neben Kommunen, freien Trägervereinen u.a. eben auch die Kirchen, und ausgerechnet der hohe Repräsentant einer derselben fängt an, Steine zu werfen!

Er dürfte nun damit beschäftigt sein, die Scherbenhaufen vor der eigenen Tür zusammenzukehren und täte gut daran. Die Arbeitssituation von Erzieherinnen und Erziehern hat sich in den letzten Jahren dramatisch verschlechtert. Trotz zusätzlicher Aufgaben wegen Bildungs- und Sprachqualifizierungsprogrammen, die seit PISA aus dem Boden schießen, wird aus Kostengründen der Personalstand eher abgesenkt als erweitert. Gleichzeitig müssen die PädagogInnen gegen äußere Hindernisse ankämpfen. Einrichtungen mit Schimmel im Haus oder anderen baulichen Mängeln sind nicht so selten, wie man landläufig glaubt. Krankheitszeiten nehmen zu – an Häufigkeit wie an Länge. Selbst körperlich unverbrauchte, leistungsstarke junge pädagogische Fachkräfte müssen die Segel streichen, wenn der Körper nach wochen- oder monatelanger Verschleppung von unterdrückter Krankheit nicht mehr mitmacht. Denn wie an vielen anderen Arbeitsplätzen der Republik traut mancher sich nicht immer, sich krank zu melden, wenn er es ist. Der Druck innerhalb der Teams ist enorm.

Zeitmangel ist in der pädagogischen Arbeit keine Ausnahme, sondern wird immer mehr zur Regel. Je mehr man öffentlich den Kindergarten als Bildungseinrichtung beschwört, desto mehr wird davon abgelenkt, dass die Entwicklung eher Richtung Aufbewahranstalt geht. Die Fortbildung lässt zu wünschen übrig, Vorbereitungszeiten gibt es in der Praxis oftmals nur theoretisch; Projekte und Angebote werden folglich entweder aus dem Ärmel geschüttelt oder die Vorbereitung in der privaten Freizeit geleistet ... Folge: Die Qualität der pädagogischen Betreuung wird nur mühsam gehalten – oder sinkt sogar, trotz aller Mühe der Pädagogen. Je mehr die Träger von Qualitätssicherung reden, desto mehr sollten Eltern hingucken. Es könnte sein, dass nicht nur in der Lebensmittelindustrie Etikettenschwindel betrieben wird.

Freitag, 23. Februar 2007

Chancengleichheit versus PISA

Der Kindergarten Schwabenstraße in Emden, der mit viel Engagement Kinder aus schwierigen Lebensumständen besonders liebevoll fördert, steht stellvertretend für die vielen Pädagoginnen und Pädagogen, die an der Basis dafür sorgen, dass es vielen Kindern in Deutschland besser geht, als es ihnen wegen ihres problematischen Zuhauses gehen dürfte.

Nach wie vor gilt: 1. Kinder entwickeln sich oft nicht wegen, sondern TROTZ uns Erwachsenen zu Menschen, die ihr Leben meistern. 2a. Besser schlechte Eltern als gar keine. 2b. Kindertagesstätten und vergleichbare Einrichtungen ersetzen niemals ein Elternhaus, aber ergänzen es. 3. Ergänzungen zur Erziehung in der Familie sind unverzichtbar, denn je mehr Alternativen ein Mensch geboten bekommt (und je früher, desto besser), desto mehr Chancen hat er auf einen positiven Entwicklungsknick oder -schub (oder mehrere davon).

Punkt 3 gilt übrigens genauso für Kinder aus „gutem Hause“. Denn auch die besten Eltern sind begrenzt. Selbst gutsituierte Familien, die menschlich auf dem Teppich bleiben und ihren Nachwuchs nicht auf Abgrenzung vom einfachen Volk trimmen, können nicht wissen, welcher Existenzkampf in der sogenannten Unterschicht den Alltag prägt. Für gut erzogene, liebevoll behütete und gut gekleidete Kiddies aus gediegener Herkunft ist es in jedem Falle ein wichtiger Erkenntnisgewinn zu erleben, dass es nicht jedem so gut geht wie ihnen. Dieser Gewinn ist unverzichtbar: Soziale Kompetenz kann nur da entstehen, wo man Gelegenheit zu sozialem Empfinden, Denken und Handeln bekommt. Es könnte den kleinen und großen Menschen in Deutschland nur gut tun, wenn ausnahmslos alle eine Krippe, einen Kindergarten und einen Hort besuchen würden. Überall, wo Schieflagen entstehen, ist PISA, auch bei der Herkunft aus gutem Stall.

Freitag, 24. November 2006

Festivalkinder

Sehr süß gestern Vormittag

nach der Kindervorstellung beim Filmfestival, wie die Kinder der einen Schulklasse in der Festival-Lounge herumstrichen (schätzungsweise 3. Klassenstufe). Mit glänzenden Augen standen sie vor den Tresen, an denen Getränke und Essen verkauft wurden. Die Mädchen himmelten die hübschen, gut gekleideten jungen Damen dahinter an, die Jungs gaben sich etwas cooler. Hinterher zogen die einen wie die anderen dann mit einem Snack oder einer Colaflasche zufrieden ab.

Unbeschreiblich das Gesicht einer der kleinen Filmbesucherinnen: Mit einer Art wissendem Lächeln und großer Selbstverständlichkeit, ja fast weltläufig schwebte sie durch den Raum, genoss sichtlich das Festival-Flair, obwohl jetzt am späten Vormittag noch nicht viel los war.

Das ist die zweite, die positive Seite der heutigen Post-Postmoderne. Wie war man selber als Kind damals in fremden, großen Räumen unsicher, hätte sich an den Rand gedrückt, niemals mit solcher Selbstsicherheit in der Öffentlichkeit bewegt. Ja, die heutige Welt ist wilder, es gibt mehr Gefahren und Bedrohungen. Doch neben allem Bösen, das (ihnen) passiert, sind die Kids auch besser aufs Leben vorbereitet. Es ist unsere (der Erwachsenen) Aufgabe, dass das nicht nur für Kinder aus sogenannten guten Familien gilt, die optimale Förderung erfahren.

Binsenweisheit im Umgang mit Kindern: Wer zuhause physische und psychische Geborgenheit erfährt, findet sich auch anderswo am ehesten zurecht. Bei Gruppenreisen mit Kindern haben oft diejenigen am schnellsten Heimweh, die zuhause eigentlich viel vermissen ...

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