Mittwoch, 31. Januar 2007

Mutig und alles andere als brav

Dani Levy an seine Kritiker:
„... den lächerlichen und bösartigen Apparat der Nazis zynisch auf die Schippe zu nehmen ... wäre mutlos und brav. Ich lese aus diesem Bedürfnis nach mehr Bösartigkeit den unbedingten Wunsch nach distanzierter Sicherheit.“

Habe am Montag Dani Levys „Mein Führer“ gesehen. Dem Film wird entgegengehalten, dass man über Hitler keine Komödie machen dürfe. Dieser Meinung kann ich nicht folgen. Man kommt dem Phänomen und ihren Wurzeln nicht auf die Spur, wenn Hitler nur als der große Dämon dargestellt wird. Ist er etwa aus der Hölle heraufgestiegen? Es war auch kein böser Alien aus dem All, der jene schrecklichen Taten verübte, sondern ein Mensch und viele Menschen in dem Apparat um ihn herum und sehr viele Menschen in diesem Land. Horribile dictu: Jawohl, es sind Menschen, die derart Furchtbares tun können.
Wollen wir Deutsche jeder auf seine Weise und mit seinen Mitteln verhindern, dass jemals wieder Vergleichbares durch uns geschieht, dann finde ich hilfreich, was eine alte Jüdin mir sagte, die mich bei einem Besuch in Israel als Gast in ihrem Kibbuz aufnahm: „Wehret den Anfängen!“
Mein Eindruck: Ein Film wie Dani Levys „Mein Führer“ kann helfen, den Anfängen zu wehren. Er ist ein guter Film mit einem guten Drehbuch, guter Regie, guten schauspielerischen Leistungen und einer guten Montage.
Was das Genre angeht: Obwohl ich den Film sehr ernsthaft anschaute, habe ich mehrere Male laut gelacht. Ist es nicht gerade der Humor, der hilft, ganz ernsthaft zu sein? Übrigens bedeutet meint das Wort „Witz“ dem Ursprung nach nicht einen oberflächlichen Scherz, sondern „Verstand, Klugheit“. Dani Levys Werk ist klug und in diesem Sinne voller Witz.
Schaut man andere Levy-Filme an und Interviews, die er zu „Mein Führer“ gab, bekommt man bestätigt: Der Mann ist nicht nur ein guter Filmemacher, sondern einfach ein kluger Mensch. Man lese auch seinen offenen Brief an die Kritiker des letzten Films. Ungewöhnlich! Aber auch damit punktet er. Es mutet schon komisch an, dass deutsche Kritiker einem deutschen Juden sagen wollen, wie man Hitler in einem Filmwerk richtig darzustellen habe.
Wäre dieser Film nicht gemacht worden, würde er fehlen in der Filmlandschaft generell und in der deutschen im Besonderen.

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