Prima Klima?
Da schwimmen die Morgen-, Mittags- und Abendmagazine, die Dingsda-Morgen und Irgendwo-Nachrichten, die XY-Poste und Sonstwie-Boulevards auf einmal alle so schön auf der Öko-, Umwelt- und Klima-Welle. Wollen die einem doch weismachen, dass man, ohne wirklich auf etwas zu verzichten, noch das Weltklima retten könne. Rechnet einer dieser Journalistenhaufen, die da ach so seriös tun, doch vor, mit ein bisschen Köpfchen könne man leicht die Hälfte der Energie einsparen. „Und das, ohne wirklich auf etwas verzichten zu müssen!“ Säusel, säusel. Scheinexpertentum! Wendehälserei!
Schön daran ist ja, dass Mut gemacht wird. Ehrenwert zu zeigen, dass der einzelne mitverantwortlich ist und im Alltag konkret etwas tun kann (muss). Erfreulich, dass überhaupt ein Meinungsumschwung stattfindet und darüber geredet, das Thema nicht länger totgeschwiegen wird.
Dennoch bin ich vor allem von der Journalistenzunft und von der Politik enttäuscht. Denn trotz allem "Wir sind das Energiesparervolk"-Getue sind es doch die Meinungsmacher, die, wie der Name sagt, für das Gros der Meinung in diesem Lande stehen, mindestens für die gefühlte Meinung. Die das zementieren oder aufweichen, wovon die Mehrheit überzeugt ist und wie sie handelt. Und die damit mindestens so verantwortlich zeichnen wie der einzelne mit seinen Entscheidungen.
Ich gehöre keiner Partei an und bin Wechselwähler. Trotzdem oder gerade darum frage ich: Wo waren all diese ach so ökobewussten „Natürlich sollte man nur Bioobst kaufen“-Wisper-Journalisten von heute, als die Grünen seinerzeit von einem Benzinpreis sprachen, der eine Fünf vor dem Komma trug? Hat einer von denen, die heute so überzeugend überzeugt sind von der Energieeinsparung, damals auch nur annähernd ähnlich geredet oder geschrieben? Journalisten können genauso wetterwendisch sein wie Politiker! Eingedroschen nämlich hat die Mehrheit der Öffentlichkeit auf diejenigen der Volksvertreter, die Klartext redeten und etwas tun wollten, was die Energie verteuert und dadurch zum Energiesparen veranlasst hätte, ausgelacht hat man sie wegen ihrer angeblichen Blauäugigkeit. Warten wir es jetzt mal ab, bis der Preis realiter fünf Euro beträgt; eigentlich ist es ja bloß eine Frage der Zeit. Das wird weh tun, jawohl! Aber warum darf man, verdammt nochmal, so was nicht sagen? Sind wir denn alle so verblödet?
Ach ja, nochmal zu dem ultraaktuellen Tipp, an einem Morgen mal eben so nebenbei die Hälfte der normalerweise verbrauchten Energie einzusparen: Schaut man auf die angeblich so leicht durchzuführenden Vorschläge, die da von der sooo sparsamen Stromsparbirne (nur ganz nebenbei: gab es nicht einmal eine Statistik, die nachwies, dass gerade die Lichtkosten in deutschen Wohnungen einen verschwindend geringen Anteil am Energieverbrauch ausmachen?) bis zur richtigen Wahl des Verkehrsmittels reichte: Ich finde mich in diesen Vorschlägen irgendwie nicht wieder. In den Birnenfassungen der Lampen in meiner Wohnung stecken schon seit Jahren überwiegend Energiesparbirnen, mein Fernseher steht am Tag, wenn es hoch kommt, fünf Minuten im Standby, und innerhalb der Stadt fahre ich 99 Prozent aller Wege mit dem Fahrrad; das sind mehrere tausend Kilometer pro Jahr. Diese Art, zugunsten des Weltklimas Energie zu sparen und schädliche Emissionen zu vermeiden, ist mir bösem Umweltsünder also verwehrt. Denn, logisch, zweimal kann ich dieselbe Energie nicht einsparen. Aber darauf kann man als Journalist ja nicht kommen, das ist zu kompliziert.
Ich glaube nicht, dass ich mit meiner Lebensweise zum Durchschnitt der Bevölkerung gehöre. Trotzdem bin ich mit Sicherheit nicht bloß ein Einzelfall; es gibt viele, die aus Überzeugung bereits seit Jahren energiebewusst leben. Ein leicht zu durchschauender Trugschluss, dass die ganze Bevölkerung, ohne wirklich auf etwas zu verzichten, aus dem Stand heraus seinen Energieverbrauch halbieren könnte. Wenn genau die Leute, die aus eigenem Antrieb seit Jahren im Kleinen aktiv sind, „mal eben nebenbei“ die Hälfte ihrer täglich verbrauchten Energie halbieren wollten, würde es sehr wohl deutlich an ihre Lebensqualität gehen, für Freiberufler sogar an die Existenz. Diejenigen aber, denen bisher die Umwelt egal war, werden auch durch den gegenwärtigen Klima- und Umwelthype kaum ihre Lebensweise ändern. Denen müsste beispielsweise eben die Politik auf die Finger klopfen. Da bin ich aber mal sehr gespannt.
Kleine Pikanterie am Rande: Diese Woche hat einer der bundesweit bekannten Fernsehsender in seiner Morgensendung sich das gesunde Leben auf die Fahnen geschrieben und stellte gestern dekorativ einen Obstkorb in den Blick der Kamera, auf welchen (also den Korb bzw. das Obst darin) auch häufig Bezug genommen wurde. Was enthielt er? Neben Äpfeln und anderen gängigen Früchten u.a. Weintrauben. Man stelle sich vor: Weintrauben im Frühjahr; das ist ja nun für unsere Breiten sehr exemplarisches Obst. Wo das wohl herkommt? Sicher nicht aus der Nähe des Ballungsraumes, aus dem der Sender ausstrahlt, nicht einmal aus deutschen Landen. Man muss nicht viel Wissen zusammenkratzen, um sich vorzustellen, dass von diesen Beeren im übertragenen Sinne literweise Flugkerosin tropft. Und dann kommt noch der vom Moderator befragte Experte daher und behauptet, der Transport von Obst und Gemüse aus Übersee belaste ja die Umwelt viel weniger als Transporte innerhalb Deutschlands. Das ist, sagen wir es mal ganz leise und zurückhaltend, schwer nachzuvollziehen und widerspricht allem, was ähnliche, vielleicht sogar dieselben Journalisten einem bisher mühsam zu demselben Thema beigebracht haben. Kann man diesen Leuten noch glauben? (Eine Protestmail an den Sender, noch während der Sendung ins Studio geschickt, blieb umwelteifrig unbeantwortet.)
Also. Was gegenwärtig zu diesem Thema läuft, ist eine ganz, ganz große Einsichtsheuchelei. Dem Weltklima wird es nichts nützen. Schade. Einziger Trost: Mich wird es nicht mehr treffen, jedenfalls nicht mit Wucht. Es sind die nächsten Generationen, die das auszubaden haben. Aber die Hände reiben kann ich mir deswegen nicht. Eher kommen mir die Tränen.
Schön daran ist ja, dass Mut gemacht wird. Ehrenwert zu zeigen, dass der einzelne mitverantwortlich ist und im Alltag konkret etwas tun kann (muss). Erfreulich, dass überhaupt ein Meinungsumschwung stattfindet und darüber geredet, das Thema nicht länger totgeschwiegen wird.
Dennoch bin ich vor allem von der Journalistenzunft und von der Politik enttäuscht. Denn trotz allem "Wir sind das Energiesparervolk"-Getue sind es doch die Meinungsmacher, die, wie der Name sagt, für das Gros der Meinung in diesem Lande stehen, mindestens für die gefühlte Meinung. Die das zementieren oder aufweichen, wovon die Mehrheit überzeugt ist und wie sie handelt. Und die damit mindestens so verantwortlich zeichnen wie der einzelne mit seinen Entscheidungen.
Ich gehöre keiner Partei an und bin Wechselwähler. Trotzdem oder gerade darum frage ich: Wo waren all diese ach so ökobewussten „Natürlich sollte man nur Bioobst kaufen“-Wisper-Journalisten von heute, als die Grünen seinerzeit von einem Benzinpreis sprachen, der eine Fünf vor dem Komma trug? Hat einer von denen, die heute so überzeugend überzeugt sind von der Energieeinsparung, damals auch nur annähernd ähnlich geredet oder geschrieben? Journalisten können genauso wetterwendisch sein wie Politiker! Eingedroschen nämlich hat die Mehrheit der Öffentlichkeit auf diejenigen der Volksvertreter, die Klartext redeten und etwas tun wollten, was die Energie verteuert und dadurch zum Energiesparen veranlasst hätte, ausgelacht hat man sie wegen ihrer angeblichen Blauäugigkeit. Warten wir es jetzt mal ab, bis der Preis realiter fünf Euro beträgt; eigentlich ist es ja bloß eine Frage der Zeit. Das wird weh tun, jawohl! Aber warum darf man, verdammt nochmal, so was nicht sagen? Sind wir denn alle so verblödet?
Ach ja, nochmal zu dem ultraaktuellen Tipp, an einem Morgen mal eben so nebenbei die Hälfte der normalerweise verbrauchten Energie einzusparen: Schaut man auf die angeblich so leicht durchzuführenden Vorschläge, die da von der sooo sparsamen Stromsparbirne (nur ganz nebenbei: gab es nicht einmal eine Statistik, die nachwies, dass gerade die Lichtkosten in deutschen Wohnungen einen verschwindend geringen Anteil am Energieverbrauch ausmachen?) bis zur richtigen Wahl des Verkehrsmittels reichte: Ich finde mich in diesen Vorschlägen irgendwie nicht wieder. In den Birnenfassungen der Lampen in meiner Wohnung stecken schon seit Jahren überwiegend Energiesparbirnen, mein Fernseher steht am Tag, wenn es hoch kommt, fünf Minuten im Standby, und innerhalb der Stadt fahre ich 99 Prozent aller Wege mit dem Fahrrad; das sind mehrere tausend Kilometer pro Jahr. Diese Art, zugunsten des Weltklimas Energie zu sparen und schädliche Emissionen zu vermeiden, ist mir bösem Umweltsünder also verwehrt. Denn, logisch, zweimal kann ich dieselbe Energie nicht einsparen. Aber darauf kann man als Journalist ja nicht kommen, das ist zu kompliziert.
Ich glaube nicht, dass ich mit meiner Lebensweise zum Durchschnitt der Bevölkerung gehöre. Trotzdem bin ich mit Sicherheit nicht bloß ein Einzelfall; es gibt viele, die aus Überzeugung bereits seit Jahren energiebewusst leben. Ein leicht zu durchschauender Trugschluss, dass die ganze Bevölkerung, ohne wirklich auf etwas zu verzichten, aus dem Stand heraus seinen Energieverbrauch halbieren könnte. Wenn genau die Leute, die aus eigenem Antrieb seit Jahren im Kleinen aktiv sind, „mal eben nebenbei“ die Hälfte ihrer täglich verbrauchten Energie halbieren wollten, würde es sehr wohl deutlich an ihre Lebensqualität gehen, für Freiberufler sogar an die Existenz. Diejenigen aber, denen bisher die Umwelt egal war, werden auch durch den gegenwärtigen Klima- und Umwelthype kaum ihre Lebensweise ändern. Denen müsste beispielsweise eben die Politik auf die Finger klopfen. Da bin ich aber mal sehr gespannt.
Kleine Pikanterie am Rande: Diese Woche hat einer der bundesweit bekannten Fernsehsender in seiner Morgensendung sich das gesunde Leben auf die Fahnen geschrieben und stellte gestern dekorativ einen Obstkorb in den Blick der Kamera, auf welchen (also den Korb bzw. das Obst darin) auch häufig Bezug genommen wurde. Was enthielt er? Neben Äpfeln und anderen gängigen Früchten u.a. Weintrauben. Man stelle sich vor: Weintrauben im Frühjahr; das ist ja nun für unsere Breiten sehr exemplarisches Obst. Wo das wohl herkommt? Sicher nicht aus der Nähe des Ballungsraumes, aus dem der Sender ausstrahlt, nicht einmal aus deutschen Landen. Man muss nicht viel Wissen zusammenkratzen, um sich vorzustellen, dass von diesen Beeren im übertragenen Sinne literweise Flugkerosin tropft. Und dann kommt noch der vom Moderator befragte Experte daher und behauptet, der Transport von Obst und Gemüse aus Übersee belaste ja die Umwelt viel weniger als Transporte innerhalb Deutschlands. Das ist, sagen wir es mal ganz leise und zurückhaltend, schwer nachzuvollziehen und widerspricht allem, was ähnliche, vielleicht sogar dieselben Journalisten einem bisher mühsam zu demselben Thema beigebracht haben. Kann man diesen Leuten noch glauben? (Eine Protestmail an den Sender, noch während der Sendung ins Studio geschickt, blieb umwelteifrig unbeantwortet.)
Also. Was gegenwärtig zu diesem Thema läuft, ist eine ganz, ganz große Einsichtsheuchelei. Dem Weltklima wird es nichts nützen. Schade. Einziger Trost: Mich wird es nicht mehr treffen, jedenfalls nicht mit Wucht. Es sind die nächsten Generationen, die das auszubaden haben. Aber die Hände reiben kann ich mir deswegen nicht. Eher kommen mir die Tränen.
japans - 15. Mär, 23:20
0 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks