Samstag, 16. Dezember 2006

Bockshorn

Ins Boxhorn jagen. Früher hatte ich bei diesem Spruch immer die Schreibweise Bockshorn vor dem inneren Auge. Jetzt fand ich heraus, dass es 1612-1653 einen Menschen gab, der diesen Namen trug: einen Gelehrten namens Marcus Zuerius Boxhornius. Siehe zum Beispiel www.richardwolf.de/latein/boxhorn.htm.

Die Recherche im Duden bestätigt mir, dass die erinnerte Schreibweise richtig ist. Im Web finde ich unter www.gehmirnichaufdensack.de eine Sprüchesammlung, die zwar nicht unlustig ist, aber dennoch nicht meinem Geschmack entspricht. Diese Sammlung erklärt die Wendung „Ins Boxhorn jagen“ mit „jemanden verarschen, benachteiligen“ und wird als relativ abstoßend bewertet. Huch, Schreibweise falsch, Erklärung falsch. Bewertung falsch komisch: Was soll daran abstoßend sein, jemanden zu ermutigen mit „Lass dich nicht ins Bockshorn jagen!“?

Also weiter! Ich will wissen, woher die Redewendung kommt. Mit dem Gelehrten aus dem 17. Jahrhundert hat sie nichts zu tun, so viel habe ich schon herausgefunden.

Die Schreibweise "ins Boxhorn jagen" ergibt bei der G-Suchmaschine 12.300 Treffer. So viele Menschen deutscher Sprache gibt es also, die Probleme mit der Rechtschreibung haben (PISA?). Auf einer „Mediengestalter“-Seite streiten sich zwei: Der eine: „lass dich doch nicht vom m. ins boxhorn schlagen!!“ Der andere: „es heißt ins BOXHORN JAGEN!!!! JAAAAAGEN! :-C“ – Hihi, dazu sage ich mal nichts, das erklärt sich selber.

So. Bei „ins Bockshorn jagen“ spuckt die Suchmaschine fast 37.000 Treffer aus. (PISA-Quote demnach 25 % – also 75 % richtig, 25 % falsch?)

Unter www.ceryx.de dann ein Lichtblick. Hier heißt es einleitend: „Wenn wir jemanden ins Bockshorn jagen, versuchen wir ihn einzuschüchtern. ... Die Herkunft der Redensart ist ungeklärt. Dies liegt daran, dass schon zu der Zeit, aus der die ältesten uns verfügbaren Belege stammen, die ursprüngliche Bedeutung nicht mehr bekannt war.“ Dann werden noch eine Reihe von Möglichkeiten erklärt, die für den Ursprung der Redewendung stehen könnten. Außerdem darf man auf der Site Redewendungen einschicken, die dann erklärt werden. Stöbert man weiter, findet man wunderschöne und nützliche Sachen. Zum Beispiel kann man Interessantes über Abduktion und Deduktion in Kriminalromanen nachlesen ... Nicht die Nase über die Fremdwörter rümpfen! Nachgucken, das ist wirklich interessant!

Unter www.wer-weiss-was.de gibt es die Bestätigung, dass die Wendung mit dem hornigen Bock sehr alt und ihr Ursprung letztlich nicht erklärbar ist, und eine ausführliche Zitation von Belegen dazu, für die jemand wirklich eine Menge alter Literatur gewälzt hat. Hut ab!

Dann finde ich wiederum andere, aber erneut ernsthafte Erklärungen, etwa die Hilfe zur Unterscheidung von paradigmatischen und syntagmatischen Aussagen. Das klingt hier schrecklich dürr und wissenschaftlich, ist aber an Ort und Stelle dermaßen geistreich und dabei noch liebevoll erklärt, dass man sofort versteht und gar nicht aufhören mag. Der volle Beitrag von Michael Steindl unter www.ku-eichstaett.de/Forschung/News/106500354645119 ist eine Wucht, aber man liest ihn nicht in zwei Minuten, da braucht es schon mindestens zehn. Die sich aber lohnen.

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