Mit mir selbst uneins war ich in den letzten Jahren bei der Entwicklung der gesetzlichen Bestimmungen zum Rauchen. Klar ist Rauchen schädlich, und Nichtraucher dürfen nicht belästigt oder gar gesundheitlich gefährdet werden. Dennoch: Muss denn immer wieder ein GESETZ die Lösung sein? KANN es das überhaupt? Mir war (und ist) unbehaglich. Ich traue einem Gesetz nicht zu, dass es menschliches Miteinander wirklich regelt. Im Zweifelsfall ermöglicht es irgendeinem Korinthenkacker mit Geld, der Zeit hat, seine Umgebung zu bespitzeln, eine Anzeige wegen eines formellen Rechtsverstoßes gegen einen Nachbarn, den er bloß nicht leiden kann.
So gesehen bin ich glatt versucht, alles mögliche andere
Missverhalten unter Mitmenschen ebenfalls mit der Strafe des Gesetzes ahnden zu wollen, etwa (um nur ein Beispiel zu nennen) das Hineinfahren in eine Kreuzung bei Stau. Die Polizei soll doch bitte allen, die dem Querverkehr hindernd vor der Nase stehen, ein Strafmandat ausstellen, am besten mit ausführlicher Rechtsbelehrung vor Ort und späterer Vorladung vor den Kadi. Der Stau auf der Kreuzung wird sicher viel schneller behoben sein! (Der Aktenstau auf den Tischen deutscher Gerichte ist seit kurzem kein Problem mehr, seitdem die Akten großer Fische schnell abgearbeitet sind – siehe „Frauesfrau“;-)-Prozess.)
Nach dieser langen (missmutigen) Vorrede nun endlich zu dem, was mir aber gefällt. Ich fand es, journalistisch brillant formuliert, in der ZEIT Nr. 50 vom Do 07.12. auf Seite 9 unter der Überschrift „Und wenn alle rauchen wollen?“ Der Artikel bricht nicht etwa eine Lanze für die Raucher. Er postuliert bloß, dass auch Gesetzgeber saubere Arbeit machen sollten. „Vernachlässigt er sie, wird ihn das Verfassungsgericht daran erinnern.“ Werden Gesetze schlampig erlassen, sind die Gerichte weiterhin mit Alltagssünden beschäftigt. Leute, die m.E. äußerst unehrenhaft Geld einsäckeln, werden zum Ausgleich ganz schnell abgewickelt (und gelten dann als nicht vorbestraft).
Jetzt hab ich das Gefühl, das nochmal erklären zu müssen :-D Also: Ich finde es gut, dass jemand in einer heiklen Frage es wagt, eine Meinung zu äußern, die gegen den momentanen Trend geht. Und das so gut formuliert, dass wirklich etwas klarer wird, als es vorher war. Das ist guter Journalismus: Einen Sachverhalt so darstellen, dass man auf Grundlage dieser Darstellung sich fundiert eine Meinung bilden kann. Also, das find ich gut, richtig gut. Jetzt klar?
Religiöse Leute, die sagen, es gehe ihnen um die Erlösung der Welt, gehen mit Härte gegen notleidende Menschen vor. Ich beziehe mich auf „Frau Feuerdonner zieht in die Schlacht“, ZEIT Nr. 50 vom Do 07.12., Seite 24+25. Nicht genug, dass der republikanische Senator Bill Napoli in Süddakota dermaßen böse Bestrafungen nach Abtreibung durchdrücken will. Selbst bei Abtreibung nach Vergewaltigung, Inzest u.a. sollen seiner Ansicht nach Frauen hart bestraft werden. Nein, auch ein sogenannter evangelikaler Pastor mischt sich ein. Nun lässt sich, auch wenn man diese Ansichten nicht teilt, der Gedankengang immerhin noch nachvollziehen, dass gläubige Menschen zumeist Vertreter der Meinung sind, Abtreibung sei Sünde und deswegen wögen selbst schwere Probleme der diesseitigen Welt weniger schwer als der Verlust der ewigen Seligkeit in der jenseitigen – es ist immerhin in sich schlüssig. Dass dieser Mensch in South Dakota jedoch ausgerechnet eine Adoptionsagentur als Lösung für Kinder aus Vergewaltigungen anstrebt! Es soll genau in diesem Bundesstatt der USA bis in die 80er Jahre hinein Zwangsadoptionen von Indianerkindern durch weiße Familien gegeben haben! (Etwas klarer wird die Lage jedoch, wenn man weiterliest, dass eben jener Gläubige einen gewissen deutschen Führer des letzten Jahrhunderts ziemlich gut findet. Extrem gläubig, dieser Pastor, nicht wahr?)
Und dann eine Gesetzeslage wie die, dass in Süddakota Apotheker das Recht haben, ein Rezept für ein Verhütungsmittel nicht einzulösen – aus Gewissensgründen! Hängt wohl auch mit dem Gläubigsein zusammen. Fein, wie „Gläubige“ sich um das Seelenheil ihrer Mitmenschen kümmern! Das eigene Gewissen als Machtmittel gegen andere.
Jessica saß in der Straßenbahn und wusste nicht, warum sie einen Kloß im Hals spürte. Der beiden Todesfälle des Vorjahres im Heim konnten es nicht sein, die lagen schon zu lange zurück. Trotzdem hatte es etwas mit dem Thema „Abschied“ zu tun. Aber was?
Etwas in der Ansprache, die Erika heute vor den Heiminsassen gehalten hatte, irritierte Jessica, aber ihr fiel nicht ein, was.
Jessica hatte die Banalität gestört, auf die im Grunde alles hinauslief, was die Rede enthalten hatte. Wenn der Mensch, so Erika, sich mal vergleichen würde mit dem Universum, in dem er lebt. Wie klein er doch sei und unbedeutend – wie ein Staubkorn! Darüber hatten sie hinterher im Dienstzimmer noch geredet. Da hatte es dann den komischen Sprung zu einer anderen Banalität gegeben. Daran hatte sich Jessica kurz zuvor schon bei einem Lokalpolitiker gestoßen, der den Ruf weg hatte, sich gerne selber reden zu hören. Dass man doch eigentlich zufrieden sein könne. Wenn man bedenke, mit wie wenig manche Menschen auskommen müssten, ohne zu klagen, und wir hätten doch im Grunde alles immer noch im Überfluss.
Dass zwei Binsenwahrheiten so nebeneinandergestellt werden, als hingen sie eng miteinander zusammen und ergäben eine besonders tiefschürfende Philosophie! Jessica zog schaudernd die Schultern zusammen und schluckte.
Die große Erika, an der Jessica so manches Mal hochgeschaut hatte, wenn die im Alltag so richtig loslegte! Die sogar der Trulla vom Landesverband den Schneid abgekauft hatte, und die sich selbst von einem Journalisten nicht verunsichern ließ, der komische Fragen stellte. Ja, Erika hatte sogar mal einem Vertreter des Landtages, der bei einer Besichtigung des Hauses politischen Dünnschiss abließ, mit ihrem dänischen niederländischen Akzent eine so pointierte Rückfrage gestellt, dass der Klugscheißer rot anlief und ziemlich rasch den Besuch beendete.
Hatte Erika wirklich nicht mehr zu sagen? War das, was sie da heute wie ein Credo fast feierlich verkündet hatte, tatsächlich die Quintessenz ihrer Überzeugungen? Jessica machte sich klar, dass sie, was den puren Wortsinn der Rede ihrer Chefin betraf, Satz für Satz eigentlich zustimmen konnte. Es war nichts Falsches daran. Und hatte Jessica vorhin nicht selber gedacht, es komme halt immer darauf an, womit man etwas vergleiche? Also Mensch zu Weltall: Staubkorn, okay. Aber der Mensch zu seinem Beruf, der Mensch zu einer ehrenamtlichen Aufgabe, Mensch zu Mensch – da gab es doch Bedeutungswelten, die rein gar nichts mit Staubkornhaftigkeit zu tun haben! Doch wenn sie jetzt bedachte, was Erika das letzte Jahr als Leiterin des Hauses durchgemacht hatte, dann war diese regelrecht proklamierte Zufriedenheit mit einem Lebensminimum sogar irgendwie verständlich: Erleichterung, noch mal davongekommen!
Woran also störte sich Jessica?
Die junge Frau horchte in sich hinein. War es einfach die Erschöpfung der Vorweihnachtszeit, die an ihr nagte; würde eine ordentliche Mütze voll Schlaf Abhilfe schaffen? War sie gereizt wegen eines kurzen Disputes, in der die Vorgesetzte heute wieder einmal einen Tick zu bevormundend gewesen war? Das alles konnte durchaus eine Rolle spielen, aber es war nicht der springende Punkt dessen, woran sie Anstoß nahm.
Eher war es dieses schon erwähnte Gefühl der Banalität, was den schalen Geschmack auf der Zunge erzeugte. Wir haben doch Ziele, sagte sich Jessica. Wir haben doch diesen Beruf nicht gelernt, weil wir dermaßen ergriffen von dem Gedanken der Kleinheit des Menschen und so erpicht darauf waren, „Staubkörnern“ das Essen ins Zimmer zu bringen, bei Gebrechlichkeit einen Gang auf den Balkon zu ermöglichen und bei Bettlägerigkeit täglich einmal nach der Notdurft den Hintern abzuputzen.
Genau, fiel es Jessica jetzt wieder ein, eben das hatte sie doch in dem Gespräch vorhin auch noch zu sagen versucht: „Wir haben doch Ziele! Und es kommt auch bei aller Unbedeutendheit im Vergleich zur Größe des Weltalls darauf an, wie wir unser Leben führen und was wir daraus machen.“ Jetzt erst fiel es Jessica auf: Genau an diesem Punkt hatte ihre Vorgesetzte das Thema gewechselt, war von der einen in die andere Banalität gesprungen.
Erika war letztlich der Frage nach den Zielen ausgewichen! Das einzige, was ihr dazu einfiel, war die verdeckte Klage ein wohlfeiles Lamento über die Unzufriedenheit vieler Menschen (wer war hier eigentlich unzufrieden? Es war nicht Jessica, die klagte) und der Hinweis darauf, eigentlich gehe es uns doch noch gut. Als habe Erika damit etwas abwehren wollen. Als habe sie sagen wollen: Jetzt versuch mal nicht zu viel zu erreichen, jetzt gib dich doch mal bescheiden!
Jessica merkte, wie der Kloß im Hals ins Rutschen kam, er saß jetzt nicht mehr fest. Sie richtete sich ein wenig auf und bewegte ihre Schultern, streckte sich. Sie war sich sicher: Mit der Staubkorn-Theorie wollte sie nicht gut Freund werden. Es gibt Dinge, die nicht falsch sind; richtig und hilfreich müssen sie darum noch nicht sein. Langsam begann sie zu ahnen, worin ihr Unbehagen bestand. Eigentlich waren sie bisher immer ein gutes Team gewesen, die Turbulenzen des letzten Jahres hatten sie ordentlich zusammengeschweißt. Über die gemeinsame Arbeit hinaus waren sie sogar Freundinnen, hatten Freud und Leid selbst des Familienlebens miteinander geteilt, es war ein Geben und Nehmen gewesen. Die jetzige Änderung bestand darin, dass sie sich nach unterschiedlichen Horizonten ausstreckten. Im Grunde hatte der heutige Tag erwiesen, dass sie sich an einem Scheideweg befanden und sich von jetzt an langsam voneinander entfernten. Eine Beziehung begann sich zu lösen wie die Kupplung zweier Waggons, die geöffnet worden war. Das war es, was Jessica wehtat.
Hatte Erika ihre beruflichen Ziele aufgegeben? Und warum ihre Schroffheit und Unnahbarkeit der letzten Monate? Störte sie an der jüngeren und dynamischeren Kollegin die Emotionalität, dass die mehr wollte, als im täglichen Beruf einfach „keine Fehler“ zu machen? Und wer definiert überhaupt, ob eine Entscheidung ein „Fehler“ ist? Vom Standpunkt des Trägers eines Altersheimes aus kann es schon ein „Fehler“ sein, zu lange mit einer Heimbewohnerin zu reden.
War das übrigens der Bruch zwischen den Generationen? Man sah es Erika mit ihrem tiefschwarzen Bubikopf und dem frischen Gesicht nicht auf den ersten Blick an, aber sie war mit rund fünfzehn Jahren eine gute halbe Generation älter als ihre Untergebene. Auf einmal hatte Jessica das faltige Gesicht ihres Opas vor Augen. Der hatte ihr mal gesagt: „Glaub nicht an diesen Blödsinn mit den Generationen! Wenn ein Älterer versucht, dir zu sagen, er wisse es besser, weil er älter ist, dann höre nicht auf ihn. Alle Menschen lernen voneinander. Wenn ein Alter nicht mehr bereit ist, von den Jungen zu lernen, dann ist er im günstigen Fall ein Besserwisser, im schlimmen Fall sogar ein Demagoge.“ Und er hatte hinzugefügt: „Achte übrigens nicht darauf, ob er bloß SAGT, du habest ihm nichts zu sagen. Versuch herauszufinden, was er TUT. Dann entscheide dich dafür, ihm zu vertrauen, und wenn das nicht geht, nimm dich vor ihm in acht.“
Jessica erkannte, dass es nicht an ihrem unterschiedlichen Alter lag. Und beschloss, dass nicht sie sich von ihrer Freundin abwandte, sondern diese sich von ihr. Neulich waren sie zusammen in der Oper gewesen und hatten hinterher in dieser Bar noch einen miteinander getrunken. Gegen Mitternacht machten sie sich auf den Heimweg. Die robustere Jessica wollte, wie so oft, die in der Dunkelheit etwas ängstliche Freundin bis vor die Haustür begleiten. „Nein, lass mal“, sagte Erika, küsste die Freundin auf beide Wangen und ging allein durch die Dunkelheit davon.
Ins Boxhorn jagen. Früher hatte ich bei diesem Spruch immer die Schreibweise Bockshorn vor dem inneren Auge. Jetzt fand ich heraus, dass es 1612-1653 einen Menschen gab, der diesen Namen trug: einen Gelehrten namens Marcus Zuerius Boxhornius. Siehe zum Beispiel www.richardwolf.de/latein/boxhorn.htm.
Die Recherche im Duden bestätigt mir, dass die erinnerte Schreibweise richtig ist. Im Web finde ich unter www.gehmirnichaufdensack.de eine Sprüchesammlung, die zwar nicht unlustig ist, aber dennoch nicht meinem Geschmack entspricht. Diese Sammlung erklärt die Wendung „Ins Boxhorn jagen“ mit „jemanden verarschen, benachteiligen“ und wird als relativ abstoßend bewertet. Huch, Schreibweise falsch, Erklärung falsch. Bewertung falsch komisch: Was soll daran abstoßend sein, jemanden zu ermutigen mit „Lass dich nicht ins Bockshorn jagen!“?
Also weiter! Ich will wissen, woher die Redewendung kommt. Mit dem Gelehrten aus dem 17. Jahrhundert hat sie nichts zu tun, so viel habe ich schon herausgefunden.
Die Schreibweise "ins Boxhorn jagen" ergibt bei der G-Suchmaschine 12.300 Treffer. So viele Menschen deutscher Sprache gibt es also, die Probleme mit der Rechtschreibung haben (PISA?). Auf einer „Mediengestalter“-Seite streiten sich zwei: Der eine: „lass dich doch nicht vom m. ins boxhorn schlagen!!“ Der andere: „es heißt ins BOXHORN JAGEN!!!! JAAAAAGEN! :-C“ – Hihi, dazu sage ich mal nichts, das erklärt sich selber.
So. Bei „ins Bockshorn jagen“ spuckt die Suchmaschine fast 37.000 Treffer aus. (PISA-Quote demnach 25 % – also 75 % richtig, 25 % falsch?)
Unter www.ceryx.de dann ein Lichtblick. Hier heißt es einleitend: „Wenn wir jemanden ins Bockshorn jagen, versuchen wir ihn einzuschüchtern. ... Die Herkunft der Redensart ist ungeklärt. Dies liegt daran, dass schon zu der Zeit, aus der die ältesten uns verfügbaren Belege stammen, die ursprüngliche Bedeutung nicht mehr bekannt war.“ Dann werden noch eine Reihe von Möglichkeiten erklärt, die für den Ursprung der Redewendung stehen könnten. Außerdem darf man auf der Site Redewendungen einschicken, die dann erklärt werden. Stöbert man weiter, findet man wunderschöne und nützliche Sachen. Zum Beispiel kann man Interessantes über Abduktion und Deduktion in Kriminalromanen nachlesen ... Nicht die Nase über die Fremdwörter rümpfen! Nachgucken, das ist wirklich interessant!
Unter www.wer-weiss-was.de gibt es die Bestätigung, dass die Wendung mit dem hornigen Bock sehr alt und ihr Ursprung letztlich nicht erklärbar ist, und eine ausführliche Zitation von Belegen dazu, für die jemand wirklich eine Menge alter Literatur gewälzt hat. Hut ab!
Dann finde ich wiederum andere, aber erneut ernsthafte Erklärungen, etwa die Hilfe zur Unterscheidung von paradigmatischen und syntagmatischen Aussagen. Das klingt hier schrecklich dürr und wissenschaftlich, ist aber an Ort und Stelle dermaßen geistreich und dabei noch liebevoll erklärt, dass man sofort versteht und gar nicht aufhören mag. Der volle Beitrag von Michael Steindl unter www.ku-eichstaett.de/Forschung/News/106500354645119 ist eine Wucht, aber man liest ihn nicht in zwei Minuten, da braucht es schon mindestens zehn. Die sich aber lohnen.
Der Gedanke drängte sich mir auf: Religion und Sex haben sehr ähnliche Eigenschaften. Beides verspricht dem Menschen den Himmel, bringt ihn aber bei Missbrauch in die Hölle. In beiden Lebensgebieten geschieht es besonders krass, dass deformierte, selber unfreie Menschen ihre Umgebung terrorisieren und – so sie die Gelegenheit dazu haben – sich hörig machen.
Das wird etwas klarer, geht man von extremen Positionen aus. Religiöse Extremisten versprechen ihren Anhängern das Paradies. Aber nur, wenn sie (die Anhänger) hübsch bei der Stange bleiben und tun, was man ihnen sagt. Dies tun schon die „milden“ Extremisten, also die, die nicht gegen Gesetze verstoßen, ihre Schutzbefohlenen „nur“ psychisch drangsalieren. Das gilt also nicht nur, wenn körperliche Gewalt angedroht oder ausgeübt wird. Es passiert schon dann, wenn Menschen durch religiöse Mittel psychisch deformiert und missbraucht werden. – Beim Sex tun deformierte, selber unfreie Menschen anderen weh, indem sie entweder das Körperliche verteufeln bis zum Verbot, oder indem sie ihn auf gewalttätige Weise ausüben.
Wie bei allen Formen des Extremen können die Mengen von Tätern und Opfern sich überschneiden. Wer mit Mitteln der Religion unterdrückt wurde, ist in der Gefahr, das mit anderen zu tun, wenn er Gelegenheit dazu bekommt. Wer die Sexualität verteufelt (etwa aus religiösen Gründen, hier überschneiden sich beide Gebiete) wird anderen die Freude daran verderben und ihnen lebenslang Schuldgefühle einbläuen. Oder wird sexuell in verdeckter oder offensichtlicher Weise gewalttätig.
Abhilfe? – Gesetze??
Gesetze können nur die ganz extremen Auswüchse bekämpfen, da, wo es ins Kriminelle geht. Und selbst das wird schwierig: Ich kann einen gewalttätigen Jugendlichen wegschließen, wenn er gegen das Gesetz verstoßen hat. Dann kann er in den Wochen danach nicht gleich wieder jemanden zusammenschlagen. Aber wie erreiche ich, dass er ein wertvolles Glied der Gesellschaft wird? Im Strafvollzug werden die leichten Brüder, also Kleinkriminelle, grade erst zu schweren Jungs. Und die Spirale dreht sich weiter. Wirksame Abhilfe gibt es im Grunde nur durch Persönlichkeiten, die im Gleichgewicht sind und ihre Balance auf ihre Umgebung abstrahlen. (Um so schwerwiegender, wenn Menschen in Machtpositionen, etwa Bankchefs und Aufsichtsräte, selber in moralisch fragwürdiger Weise von Vorgängen profitieren, während im Lande Tausende von Menschen den Arbeitsplatz verlieren. Nur so zum Beispiel. Haben Gesetze und ihre Hüter, die Richter, hier Abhilfe schaffen können?? Man ist sogar versucht zu fragen, ob letztere es ernsthaft WOLLTEN.)
Die Folgen sind jedes Mal besonders fatal, wenn Menschen, die aufgrund ihrer Position in der Lage wären, durch Vorbild statt durch Gesetze Einfluss zu nehmen, nicht nur DAS NICHT tun, sondern das Gegenteil tun.
Übrigens finden sich verwandte Verhaltensweisen und Wirksamkeiten bei der Werbung. Es wird der Himmel versprochen, im Effekt aber die Hölle serviert. Die Hölle fängt mit der persönlichen Unfreiheit und Konsumabhängigkeit an und führt bis zu gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen (etwa bei Lebensmittelskandalen) und Umweltproblemen (Überfischung).
Sex – Religion – Werbung. Die unbekannten Verwandten.
Zeit zusammen verbringen, miteinander reden. Was für ein schöner, besinnlicher Abend mitten zwischen der Hektik der Adventstage! Smile.
Seit Samstag Abend
fast drei Kilo Walnüsse (vier Tüten) nackich gemacht. Eine Tüte hat 750 g und ergibt gut 310 g Kerne. Die Schalen sind manchmal einen ganzen Meter senkrecht hoch geflogen. Dabei hab ich doch nicht mit dem Hammer auf die Früchte gehauen, sondern mit einem ganz ordinären Nussknacker gearbeitet! Genau, mit so einem, bei dem man aufpassen muss, mit der Schale nicht auch gleich den Kern zu zerquetschen.
Also ein Instrument, das man behutsam einsetzen muss, um gute Ergebnisse zu erhalten – und trotzdem solche Auswirkungen! Das ist die Spannung, die in den Schalen steckt. Also nicht Kernkraft, sondern Schalenkraft, Schalenspaltung.
Ein Sonntagnachmittag voll langsamer Zeit. Nüsse knacken, Plätzchen backen – die Entdeckung der Langsamkeit. (Von so aufregenden Sachen wie
Schlangenessen kann ich also nicht berichten.)
Eric Clapton auf der CD „Reptile“ singt in „Broken down“ die Textzeile „around the block“ und spricht das „block“ so amerikanisch mit offenem o-Laut als
black, dass er „luck“ darauf reimen kann.
Wintersonntagnachmittags, wenn die Sonne überraschend rauskommt. Sehr spezielle Stimmung, das Licht fällt schräg ein, ist aber intensiv und sogar warm. Alles erscheint in einem neuen Licht, direkt und im übertragenen Sinne. Man muss aufpassen, dass man beim Zeitunglesen die Zeitungsseite nicht in die Nähe der Kerzenflamme hält – man nimmt die Kerzenflamme nicht primär wahr, obwohl beim bewussten Hinschauen auch sie einen warmen, schönen Schein verbreitet.
Eine sogenannte
Hui-Hui-Maschine, so steht es jedenfalls auf dem Waschzettel, der dabei war. Habe ich vom
Weihnachtsmarkt mitgebracht. Wenn man auf die richtige Weise mit dem Hölzchen über die geriffelte Stelle ratscht, dreht sich der Propeller vorne, auf Wunsch rechts- oder linksherum.
Mit Unwissenden kann man sich bei der Vorführung den Spaß machen, „Hui-Hui“ zu sagen, worauf der Propeller die Drehrichtung wechselt ... ;-)